Emotionaler Abschied von Wehrleiter Karl-Heinz Schmidt

Feuerwehr_Ehrung-2014-3Gestern wurde unser langjähriger Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Höhr-Grenzhausen, Karl-Heinz Schmidt, verabschiedet. Neben der Verabschiedung des Wehrleiters wurden weitere Ehrungen, Beförderungen und Ernennungen vorgenommen. Gleichzeitig konnte ich den neuen Wehrleiter, Claus Hattenbach, und dessen Stellvertreter, Dirk Hannappel, ernennen.

Dabei gab es viele emotionale Momente im Laufe des Abends. Die Feuerwehrkameradinnen und Kameraden aller Feuerwehreinheiten der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen hatten ein ausgefallenes Spalier für die zu Ehrenden installiert.

Spalier der Feuerwehrkameradinnen und Kameraden - ein B-Schlauch mit Druckluft gefüllt.
Spalier der Feuerwehrkameradinnen und Kameraden – ein B-Schlauch mit Druckluft gefüllt.

Schon vor einiger Zeit hatte mich Karl-Heinz Schmidt über das Ende seiner aktiven Zeit bei der Feuerwehr informiert. Damals hatten wir uns schnell auf ein Datum zur Verabschiedung verständigt. Ein Datum das im Zusammenhang mit einem Großbrand bei der damaligen Firma Getefo, heute Metzeler, stand. Doch dazu weiter unten mehr.

Die Verabschiedung bot auch den feierlichen Rahmen verdiente Feuerwehrleute zu ehren. So wurde Bernd Gilster mit dem Silbernen-Feuerwehrehrenzeichen für 25-jährige aktive Mitgliedschaft ausgezeichnet. Frank Kauert und Hans-Jörg Merzbach erhielten das Goldene-Feuerwehrehrenzeichen von Landrat Achim Schwickert überreicht.

Im Frühjahr 2014 wurde in der örtlichen Feuerwehreinheit Höhr-Grenzhausen eine neue Wehrführung gewählt. Im Rahmen der Veranstaltung wurden Uwe Scholl und Horst Hümmerich nochmals offiziell verabschiedet. Die beiden neuen an der Spitze der örtlichen Feuerwehreinheit Höhr-Grenzhausen wurden an diesem Abend befördert. Thomas Wenig wurde zum Oberbrandmeister und Frank Kauert zum Hauptbrandmeister ernannt. Gleichzeitig wurde Frank Kauert zum Verbandsführer bestellt.

Was in Höhr-Grenzhausen im Frühjahr erfolgte, war im September teilweise in Hillscheid ebenfalls geschehen. Dort erfolgte die Wahl des stellvertretenden Wehrführers. Dabei wurde Johannes Böhm erneut gewählt und an diesem Abend die Ernennung vorgenommen.

Mit der Ernennung von Claus Hattenbach zum Wehrleiter musste für die Feuerwehr in Hilgert ein neuer Wehrführer gewählt werden. Die Mannschaft hatte sich hier einmütig für Peter Wortmann entschieden, den bisherigen stellvertretenden Wehrführer. Er und Michael Titz, neuer stellvertretender Wehrführer in Hilgert, wurden ebenfalls im Rahmen der Feier ernannt.

Bernd Gilster und Jürgen Thiel wurden an diesem Abend in die Alters- und Ehrenabteilung der Feuerwehr übernommen.

Emotionaler Höhepunkt für mich war die Verabschiedung von Karl-Heinz Schmidt. Ich kenne Karl-Heinz schon aus meiner Kindheit, sind wir doch beide als Nachbarn in Höhr-Grenzhausen aufgewachsen. Ein Auszug aus meiner Rede:

“Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich möchte Ihnen die Evolution der stillen Alarmierung bei der Feuerwehr Höhr-Grenzhausen vorstellen.
Nachdem verheerenden Krieg gab es überall Luftschutzsirenen, die die Bevölkerung warnen sollten. Diese Sirenen wurden auch zur Alarmierung der Feuerwehren eingesetzt. Jeder von uns wird schon vom Heulen der Sirenen einmal erschreckt, geweckt oder sogar alarmiert worden sein.
Eine sogenannte stille Alarmierung, so wie heute, mit beispielsweise diesem “Piepser” war vor über 40 Jahren nicht möglich. Selbst Telefone waren nicht in jedem Haushalt vorhanden.
Also was blieb der Polizei damals anderes möglich, als bei jedem Brand, die Sirenen auszulösen. Gleichgültig ob Tag oder Nacht, Werktag, Sonntag oder Feiertag, Brand eines Herdes oder Großbrand in einer Fabrik.
Irgendwann gab es aber ein Telefon. Ein Telefon bei Familie Schmidt. Nicht bei Karl-Heinz, nein bei seinem Vater Hans. Doch was half das Telefon bei Hans Schmidt? Ja, er konnte jetzt von der Polizei erreicht werden, aber alleine oder mit seinem Sohn eine Brand löschen? Natürlich nicht. Karl-Heinz war damals schon ein pfiffiges Kerlchen und gerade in die aktive Wehr übernommen. Er entwickelte die stille Alarmierung für meinen Vater Theo.
Kieselsteine – vom Zaun aus warf er die Steine gegen unser Fenster. Sobald er eine Reaktion hinter dem Fenster vernahm, kam der alarmierende Ruf: “Theo komm”, und schon ging es los.
Im Hause Becker, wie im Hause Schmidt oder beim nächsten Nachbarn Herbert Griess, alle Familienmitglieder halfen um die Männer schnell zum Gerätehaus zu bringen. Manchmal auch auf dem Gepäckträger eines Fahrrades von Karl-Heinz.
Ihr alle wart ein eingespieltes Team und ihr konntet euch auf einander verlassen.
Damals hatte die Brandbekämpfung im Einsatzgeschehen der Feuerwehr einen höheren Anteil.
Die technischen Voraussetzungen zur erfolgreichen Brandbekämpfung waren anders. Großes Gerät und oftmals nur “Wasser-Marsch” konnte den roten Hahn bewältigen. Übungen und Ausbildung waren für euch wichtig. Immer noch sind der Mittwoch und Sonntag die Übungstage der Freiwilligen Feuerwehr Höhr-Grenzhausen.
So war es auch am Sonntag, dem 19. November 1972. Es war eine kurze Nacht, die Feuerwehr war in der Nacht unterwegs um Schneesturm und Schneechaos zu beseitigen. Die angesetzte Übung wurde kurzer Hand durch die Unterrichtung der Unfallverhütungsvorschriften ersetzt.
Nach der Übung ging es noch gemeinsam zum Stadtpark um der Gefallenen und Opfer der beiden Weltkriege zu gedenken. Es war Volkstrauertag, alle Wehrleute hatten ihr Ausgehuniform an. Nach dem Besuch im Stadtpark ging es auf den Nachhauseweg oder noch kurz ins Wahllokal, es galt einen neuen Bundestag zu wählen.
Danach sollte er beginnen, ein Sonntag im Kreise der Familie.
Doch es begann ein schwarzer Tag…
Gegen 12.30 Uhr heulen die Sirenen im Stadtgebiet. Die Alarmierung lautet: “Fahren Sie zur Getefo in die Bergstraße”. Wehrleiter Edgar Barbanus muss beim Eintreffen an der Brandstelle erkennen, dass ausgerechnet der gefährlichste Teil der Firma in Flammen steht.
Die Halle mit dem Rohmaterial brennt.
Die Kameraden aus Ransbach-Baumbach werden alarmiert.
Es ist kaum möglich dem Brandherd wirksam anzugreifen. Dunkle schwarze Rauchwolken, ausgelöst vom brennenden Gummi, und eine unerträgliche Hitze verhindern die Brandbekämpfung. Trotz Pressluftatmern kann man kaum in die brennende Halle gelangen. In einem Nachbargebäude werden Lacke und ähnlich Materialen gelagert, es besteht Explosionsgefahr. Weitere Feuerwehren werden alarmiert. Hillscheid, Montabaur, Wirges, Selters alle großen Wehren kommen zum Einsatz.
Im Gebäudeinneren kommt es zu Explosionen. Die Druckwelle schleudert Feuerwehrmänner 4 – 5 Meter durch die Luft. Darunter auch Karl-Heinz Schmidt und mein Papa.
Es gibt auch Verletzte mit Rauchvergiftungen, glücklicherweise geschieht nicht mehr. Gebäudeteile stürzen ein.
Durch die Brandbekämpfung, es kommen auch Unmengen von Schaummitteln zum Einsatz, liegt Höhr-Grenzhausen unter einer schwarzen Rauchdecke. Im Laufe des späten Nachmittags bekommt man das Feuer in den Griff. Wer noch nicht wählen war, geht wählen und kommt zum Einsatzort zurück. Gegen 23.00 Uhr ist der Einsatz beendet.
Ich glaube, dass dieser Einsatz prägend für den weiteren Werdegang von Karl-Heinz Schmidt war.

Lieber Karl-Heinz,
an der Seite Deines Vaters musstest oder durftest Du erfahren, wie schnell ein Feuerwehreinsatz zu einem kaum noch einschätzbaren Risiko für Leib und Leben eines Feuerwehrmannes werden kann.

Vieles hast Du bei der Freiwilligen Feuerwehr Höhr-Grenzhausen bewirkt. Mit der Neuausrichtung des Fahrzeugkonzeptes kurz nach Deiner Bestellung zum Wehrleiter, das war im Jahre August 1986, wurde der Grundstein für die heutige modern ausgestattete Feuerwehr gelegt.

Wenn Du heute hier abdankst, tritt einer der höchst ausgezeichneten ehrenamtlichen Feuerwehrleute des Landes Rheinland-Pfalz ab. Du bist Hauptbrandmeister und nebenbei der Dienstälteste Wehrleiter des Landes Rheinland-Pfalz. Ausgezeichnet wurdest Du neben dem Silbernen und Goldenen Feuerwehrehrenzeichen, mit dem Silbernen Feuerwehr-Ehrenzeichen am Bande für besondere Verdienste um das Feuerwehrwesen und mit dem Goldenen Feuerwehrehrenzeichen am Bande für hervorragende Verdienste um das Feuerwehrwesen.

Im Juni diesen Jahres wurde Dir die höchste Feuerwehrauszeichnung des Landes Rheinland-Pfalz durch Innenminister Roger Lewentz verliehen, das Feuerwehr-Ehrenzeichen als Steckkreuz. Roger Lewentz damals: “Sie haben Feuerwehr gelebt”…….”

 

Vielen Dank an Sascha Lahnstein für die vielen tollen Fotos, die sicherlich bei der Feuerwehr großen Anklang finden. Hier ist nur ein kleiner Auszug wiedergegeben.

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